GEDANKENBILDERBUCH

die spuren, die du hinterlassen hast,
die schritte, die unsichtbaren,
die atemzüge, warm und lebendig,
die worte, ausgesprochen und unausgesprochen
im augenblick deines daseins

die spuren, die ich hinterlassen habe,
die schritte, die unsichtbaren,
die atemzüge, warm und lebendig,
die worte, ausgesprochen und unausgesprochen
im dasein eines augenblicks

wie lange währt augenblickliches dasein?

weiße möwen segeln über schneefelder,
weiße möwen zeichnen die farbe des winters
in den himmel

langsame flügelschläge
tragen den rhythmus des ozeans
in die stadt

hör das rauschen ihres fluges
und erkenne den ewigen atem
des horizonts

das unachtsame wort
schmollt small getalkt
am netz der höflichkeiten

behutsam werden die bälle
darüber geschubst
und ermatten in diplomatischer langeweile

bussifreundlich

wenn die zeit den atem anhält
und der augenblick die ewigkeit schauen lässt,
verbeugt sich die angst
vor dem licht der hoffnung

endlichkeit begegnet unendlichkeit
an einem rahmenlosen fenster

wolkentürme, schlaftrunken
aufsteigend zu den gipfeln
des orions

umgrenzte finsternis, fahlgelb
in schwarzgrauer nacht

mondsüchtig

sichtweisen kreisen
schwirrend um mich

sie wissen mich inmitten,
wo bisweilen sie erbitten
ein glas wein

so tritt ein
in meine kreise,
behutsam und leise

nun höre ich die forschen und die stillen,
erfahre viel von macht und willen,
von sorge, sturheit und von plagen,
von liebe, freundschaft und versagen

wozu klagen?
wir, die mittigen, ertragen
die unstet kreisenden, ruhelosen,
an allen tagen

schau auf dein licht
und leuchte

sieh deine aufgabe
und handle

schau auf den schatten
und liebe

wann hat es angefangen?

das immer dagewesene
überschäumend hereinbrechende
erfüllend erquickende
mündend quellende
mündlich denkende
mündig erkennende
sprache gewordene

wir

schau her, du
schau her…bst, …bst
schau, herbst

putz deine brille
und such mich
in meinem versteck

schau her…bst, …bst
und lüfte deine schleier

gestern hab ich dich gesungen
in moll und in dur
wo war ich nur?

wenn ich vor langer zeit
wieder einmal singen werde,
bin ich zu dem ort zurückgekehrt,
an dem die melodie deines liedes
mich dich erkennen lässt