GEDANKENBILDERBUCH

mich sehe ich in dir,
immer wieder mich, wenn deine augen blitzen
und du die lippen schürfst
zur verbalisierungsunmäßigkeit

ja, ich war auch so,
bevor mich die selbstbeherrschung lehrte
und die contenance bewahrte
und die diplomatie schützte

doch mein herz lässt mich sagen:
ich bin wie du

gehen
weitergehen
zeit vergehen
schritt für schritt

sprechen
worte sprechen
dir zusprechen
zeitantritt

denken
weiterdenken
zeit bleibt stehen
du gehst mit

wann i durch de straßn geh,
und de liachta leuchtn seh,
de vüln standln, punschgesudl,
des klimbim und des gedudl,
weihnachtsmänner, rentierschlitten,
knoblauchduft und langoshütten
…
dann wünsch i ma zur weihnachtszeit
des bsondre glück der innern freud

ganz stü solls sein in da wintanocht,
ganz stü um mi
und in mir drin

vielleicht heari den flüglschlog
von an engl,
dea an mir vuabeirauscht,
vielleicht bringta de botschaft
ganz leise,
wias säusln im wind

wie anders kann ich sein
im gleichsein,
wie anders bist du,
gespiegelt in meinem ich?

ich sehe dein gesicht
und meine, mich selbst zu betrachten.
ich stelle eine frage
und erahne die antwort
in deren ausführlichkeit und länge,
fragenbeantwortungslänge.

ja sogar deine große frage ist mir bekannt.

ich wage deren beantwortung
in der mir zueigenen kürze,
fragenbeantwortungskürze.
darum portioniere ich die frage
in kleine einheiten,
fragenbeantwortungseinheiten,
damit du sie auf einem langen weg,
fragenbeantwortungsweg,
schritt für schritt
aufspüren kannst.

und du? (in aller kürze):
suchst mich immer
und verlierst mich nie

wieder eine sekunde gespürt,
dehnbar, zwischen gestern
und fünf jahren
mit einer rauchpause
wie damals

die beste zeit ist zwischen 50 und 50 ½

die vielen in dir, die dich ausmachen …

manchmal lachen sie gemeinsam,
dann wieder nur jene,
denen die weinenden den auftrag erteilen,
manche passen sich an und dinieren in gesellschaft,
andere werden vernachlässigt,
weil niemand mit ihnen spricht

doch oft sind es die schlafenden schönheiten,
die noch keiner gesehen hat,
die erst wachgeküsst und verwundert betrachtet werden,
wie sie sich die augen reiben,
blinzelnd, tastend, suchend und fragend
die anderen für wahr haltend,
die sanftmütigen und die zornigen,
die trägen und die fleißigen -
alle, die dich ver- und entzaubern,
alle, die du zusammenhältst,
mühsam in dir vereinst
in deiner einzigartigkeit,
die andere sagen lässt:

du

sehnsuchtsort verständnisloser selfies
angespült im wellensound of musik,
das karge leben aus dem beinhaus gepostet

salzige tränen modebewusster bräute
tropfen in fernöstlicher nachhallstätte

it´s hallstatttime

weiße nächte
unter türkisblauem himmel
im aperolglas gesonnt

hej, hej
wickie und pippilotta
fischen hinter sieben inseln
drei goldene kronen
aus versunkenen schiffen

mamma mia

ganz weit
gehst du,
um zu wachsen
und zu hören

ganz nah
bist du,
um zu ahnen
warum

viel wurde geschrieben,
bedeutsames gesagt,
doch mehr hast du verschwiegen,
beredsam wortverzagt

wer lesen will, der höre
verstummte silbenklänge,
unsäglich klagt die leere
bemühter wortanfänge

wie sprechen und schreiben,
wie hören und verstehen,
wenn unerhörtes gelesen werden möchte