GEDANKENBILDERBUCH

lieber lenz, ach lass dich küssen,
denn wenn grün die weiden grüßen
klingt schneeglöckchen im morgentau,
schmeckt veilchenblau die donauau -
dann kann ich den lenz genießen

er stürmt nicht mehr
und weint noch nicht,
ungefiltert, fruchtig, schlicht -
bis heilig martin zieht ins land,
staubig sei sein reifestand!

ein dirndl, züchtig, fesch und fein,
passt ganz gut ins dirndl rein,
angedirndelt, drall, adrett,
das dirndl hat sein dirndlgfrett,
denn jedem dirndl ist bekannt,
dass dirndln kleiden sehr charmant

trägt ein dirndl dekolletee,
rennt gar oft der dirndlschmäh,
ist das dirndl sonst noch fesch,
gefällt es auch in and´rer wäsch´

trägt ein dirndl minirock
und sind die beine nicht barock,
wird ein mann kaum übersehen,
welch wadenformen vor ihm stehen

trägt ein dirndl off´ne blusen,
wird gesichtet mancher busen,
das dirndl kennt selbst sehr genau
die waffenvielfalt einer frau

doch groß ist die empörung dann,
wenn überwältigt tauscht ein mann
rittmeisterliche poesie
mit draller dirndlphantasie

ich mag den paarreim nicht -
im schlichten gedicht
simpel und bieder -
er ist mir zuwider

denn er missfällt
zutiefst und erhält
den spießigen stil
den ich nicht mehr will

gekünstelt verkrampft
das reimwort verdampft
in schwülstigem jammer
und sucht in der kammer
den partner der silbe
dort trifft es die milbe
einsam und hässlich
doch sehr verlässlich
dem lurche ergeben
verstaubt ist ihr leben

die jammernde silbe
begeistert die milbe -
sie werden ein paar -
es staubt der altar
vor den sie hintreten
und würdig erbeten
des reimwortes segen:
was soll sich da regen?

es gibt männer, die sind pfaue,
schlagen räder - grüne, blaue
und die augen, hundertfach
halten manches weibchen wach

hat auf dich ein aug geworfen
dieser aufgeblas´ne pfau
soll er erst mal federn lassen
fernab jeder leistungsschau

sammle sie und sieh die augen
die so prachtvoll dich geschaut
frage sie nach all den seufzern -
im augenblick dir anvertraut

drei weise aus dem morgenland
haben wahres licht erkannt
im herzen ruft das kindlein leise
dein leben sei die lange reise
zur krippe bist auch du gesandt

drei gurken haben - pfui - den keim
und suchen redaktionen heim,
die bringen nachricht, schlimm und böse,
verkünden laut, mit viel getöse:
vergesst der andalusen dreck -
genießt doch lieber heimatspeck!

noch ehe EHEC sich outet,
das urteil der gesellschaft lautet:
wir meiden gurken aus der ferne,
wir essen würste auch sehr gerne,
denn ungesund ist das gemüse,
es kommt uns nicht in die kombüse!
die ernte wird nun kompostiert,
der bauer seinen lohn verliert

die meute schreit, der keim mutiert
und lacht dabei ganz ungeniert
den menschen ins gesicht:
schaumschläger!
aus spanien komme ich nicht,
und gurken kann ich auch nicht leiden,
ihr solltet EHER würste meiden!

ich flieg mit meinem luftballon
über den tag, doch nie davon …

schwerelos schein ich zu schweben,
obwohl gewichtig sind im leben
menschen, die mit mir bereisen
wolken und gedankenweisen

meine lieben können fliegen -
schweigsam oft, denn es genügen
worte, die enthüllt der wind,
worte, die uns wichtig sind

ihr fliegt mit meinem luftballon
über den tag, doch nie davon …

ich hab dich in mein herz geschlossen
denn du bist vielerlei
der augenblick ist uns zerflossen
ich lass dich vogelfrei

gestern haben wir gesprochen
und heute bin ich fern
doch du hast gespürt, gerochen
ich hab den morgen gern

sei du nur selbst in deinem sein
nicht wie dich andre wollen
zum augenblick kehrst du dann ein
dem endlos tauend, vollen

jede von euch könnt ich haben,
mich an schönen busen laben,
verlassen seid ihr und allein -
keine lass ich zu mir rein,
mir kommt nur noch eine nah
und das ist meine frau mama!